Wie wäre es, wenn Studierende vor Ort und virtuell gleichermaßen aktiv in die Veranstaltung eingebunden sind?
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Hybride Didaktik - Kontakt und Unterstützung
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[Abbildung: Hybride Lehre im Learning Lab: Das Surface Hub in Verbindung mit einer Fokuskamera ermöglicht interaktive Workshops.]
„Hybrid“ wird in der Hochschullehre für die unterschiedlichsten Kombinationen aus digitalen und Vor-Ort-Elementen verwendet - von Blended Learning bis hin zur hybriden Hochschule, bei der manche Module digital, manche vor Ort stattfinden (vgl. Gumm & Hobuß 2021)
Gelingt es, die virtuell und die vor Ort Teilnehmenden zu vernetzen und Lehrmethoden zu wählen, die virtuelle ebenso wie vor Ort Teilnehmende erfordern, dann wird hybride Lehre als integrierte hybride Lehre oder echtes blended synchronous learning (vgl. Hastie et al. 2010) zum Lehrkonzept - zum didaktischen Gestaltungsprinzip über den Semesterverlauf hinweg.
Im Sinne der ursprünglichen Bedeutung von hybrid („Hybrids are not de novo objects composed entirely anew, but are rather inter alia objects, composed through the recombination of existing elements.“ Battilana & Lee 2014, S. 400) sind der virtuelle Raum und der Raum vor Ort beide relevant für das Konzept. Kein Raum kann entfallen, ohne dass dies massive Auswirkungen auf das Gesamtkonzept hat.
Das klingt sehr kompliziert und nach großem Mehraufwand bei der Umsetzung. Es stellt sich dementsprechend die Frage, welchen Mehrwert ein hybrides Setting im Vergleich zur Online- und/oder Vor-Ort-Lehre bietet - oder ob überhaupt ein Mehrwert besteht.
Sowohl bei einer virtuellen Lehrveranstaltung als auch bei einer Lehrveranstaltung, die vor Ort stattfindet, gibt es oft Studierende, die nicht teilnehmen können. Sei es aufgrund von Lebensumständen, eingeschränkter Zugänglichkeit (z.B. techn. Ausstattung), Fragen der Studienorganisation (z.B. Wegzeiten) oder anderer Diversitätsmerkmale.
Um allen die Möglichkeit eines Studiums zu geben, bemühen wir uns um eine inklusive Lehre. Ein erfolgreiches Studium soll von den eigenen Leistungen, von Fähigkeiten, Neigungen und Engagement abhängen, nicht jedoch von Heterogenität bei Bildungshintergrund, Lebenssituation oder gesundheitlichen Einschränkungen.
(Interaktive) Hybride Lehre im Sinne eines blended synchronous learning (vgl. Hastie et al. 2010) ist eine Variante, um Teilhabe zu ermöglichen. Sie ist umso relevanter, je entscheidender eine aktive Teilnahme an der Veranstaltung für die Erreichung der Lernziele ist. Bei Vor-Ort-Lehre kann mit einem hybriden Setting eine virtuelle Teilhabe ermöglicht werden. Bei Online-Lehre kann ein hybrides Setting die Teilhabe vor Ort, also zum Beispiel vom Hörsaal oder Seminarraum aus, ermöglichen.
Hier sind einige Leitfragen, die bei der Entscheidung helfen können:
→ Welche Ziele werden mit der Vor-Ort-Teilnahme an der synchronen Veranstaltung verfolgt?
→ Inwieweit können diese Ziele auch über eine virtuelle Teilnahme erreicht werden, wie entscheidend ist die Anwesenheit vor Ort?
→ Genügt es ggf. auch, dass die Studierenden sich in Ausnahmefällen über Selbstlernmaterialien, Aufzeichnungen oder Live-Streaming mit den Veranstaltungsinhalten befassen, also überwiegend selbstgesteuert arbeiten?
Essenziell sind in jedem Fall die folgenden Bedingungen:
Grafik: Kanäle bei hybrider Lehre. Kerstin Heinz, CC BY-SA DE 3.0
(Aktive) Vor-Ort- und Online-Gruppen machen ein hybrides Lehrkonzept aus. Ziel ist also, dass die Vor-Ort-Gruppe nicht nach und nach in den virtuellen Raum wechselt und dass die virtuell Teilnehmenden sich über passive Anwesenheit mit schwarzen Kacheln hinaus aktiv beteiligen. Dafür ist es wichtig, dass der Mehrwert und die Ziele der jeweiligen Teilnahmeform transparent sind. Mit Hilfe einer Abfrage über die Art der Teilnahme (vor Ort oder virtuell) zu Semesterbeginn bzw. regelmäßig für die Folgeveranstaltung kann außerdem Verbindlichkeit hergestellt werden. Gemeinsam festgelegte Spielregeln und die Vergabe spezifischer Rollen können die Eigenverantwortung der Studierenden für den Erfolg der Veranstaltung hervorstellen und diese Verbindlichkeit erhöhen. Dies umfasst auch einen Appell Ihrerseits, was Sie als Lehrperson sich wünschen und was Ihnen wichtig für den Veranstaltungsverlauf ist.
Gerade bei einer virtuellen Teilnahme können die Studierenden selbst über Art und Tiefe der Teilnahme entscheiden. Bei eher rezeptiven Phasen (z.B. Lehrvortrag) kann eine passive Teilnahme in Ordnung sein. Bei Gruppenarbeiten kann es jedoch für aktiv Teilnehmende frustrierend sein, wenn „stumme schwarze Kacheln“ in der Gruppe eine Zusammenarbeit erschweren oder unmöglich machen. Sie können diese Situation entzerren, indem Sie passiv Teilnehmenden die Möglichkeit geben, aktive Phasen auszulassen:
Für integrierte hybride Lehre, bei der beide Gruppen gleichermaßen im Veranstaltungskonzept berücksichtigt sind, ist es wichtig, ein Gefühl der Co-Präsenz (Bower 2014, siehe auch Zydney et al. 2019) zu schaffen: Online- und Vor-Ort-Gruppe agieren miteinander und werden mit ihren Besonderheiten in Lehrmethoden einbezogen.
Diese Rollen können methodisch aufgegriffen werden, indem Online- und Vor-Ort-Teilnehmende arbeitsteilig in Gruppen arbeiten, deren Ergebnisse dann im Plenum zusammengeführt werden. Alternativ können Online- und Vor-Ort-Gruppen abwechselnd arbeiten, während die jeweils andere Gruppe Pause hat. Als dritte Möglichkeit bleibt die technisch herausforderndste Variante „echter“ hybrider Gruppen, bei denen online Teilnehmende und vor Ort Teilnehmende in einer gemeinsamen Gruppe sind.
Ein zentrales Element eines interaktiven Lehrvortrags ist, Fragen an die Studierenden zu stellen. Bei hybrider Lehre stellt das die Lehrperson vor die Herausforderung einer geteilten Aufmerksamkeit zwischen vor Ort und online Teilnehmenden. Diese Doppelbelastung kann aufgelöst werden, indem für die Beantwortung der Fragen ein methodisches Schema verwendet wird:
Mit dem Hybridkoffer können Sie kleine bis mittlere Veranstaltungen streamen - es geht aber auch mehr. Wir haben für Sie zusammengefasst, wie Sie mit dem Equipment des Hybridkoffers aktivierende Elemente in Ihre hybride Veranstaltung einbauen und Verantwortung an die Studierenden abgeben können: Didaktik-Tipps im Hybridkoffer
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In Kleingruppen können Vor-Ort-Gruppen und Online-Gruppen einander zuarbeiten, oder sie erhalten sich ergänzende Arbeitsaufträge. Die Arbeitsphasen der Gruppen finden entweder gleichzeitig statt, oder zeitlich versetzt (d.h. mit abwechselnden Pausen für die Vor-Ort- bzw. die Online-Gruppen). Im Plenum werden die Gruppenergebnisse jeweils zu einer Gesamtlösung zusammengeführt. Die nachfolgenden Varianten veranschaulichen diese Form der Rollenvergabe:
Gleichzeitige Arbeitsphasen
Variante 1:
Nach einem theoretischen Input durch die Lehrperson gehen die vor Ort und die online Teilnehmenden jeweils in Kleingruppen. Die Vor-Ort-Gruppen haben den Auftrag, Fragen zum Input zu sammeln (z.B.: „Welche Frage würden Sie Ihren Kommiliton:innen stellen, um herauszufinden, ob sie den Inhalt verstanden haben?“). Die Online-Gruppen sehen sich in dieser Zeit ein Video mit vertiefenden Infos oder einem Anwendungsbeispiel an. Im Anschluss stellen die Vor-Ort-Gruppen nacheinander ihre Fragen, die von den Online-Gruppen beantwortet werden müssen.
Variante 2:
Eine Problemstellung oder Übungsaufgabe wird präsentiert. Im Anschluss gehen die vor Ort und die online Teilnehmenden jeweils in Kleingruppen. Die Online-Gruppen erhlaten einen Rechercheauftrag, zum Beispiel zum theoretischen Hintergrund der Problemstellung bzw. Übungsaufgabe, zu angrenzenden Themen oder Anwendungsfällen. Die Vor-Ort-Gruppen analysieren die Problemstellung bzw. Übungsaufgabe und entwickeln einen Lösungsweg. Im Plenum wird zunächst von den Vor-Ort-Gruppen der Lösungsweg gemeinsam erarbeitet (z.B. an der Tafel durch Zuruf und Rückfragen), anschließend ergänzen die Online-Gruppen ihre Recherche-Ergebnisse und zeigen vertiefende Überlegungen auf.
Abwechselnde Arbeitsphasen
Variante 1:
Nach einem theoretischen Input durch die Lehrperson haben die vor Ort Teilnehmenden Pause. In dieser Zeit suchen die online Teilnehmenden nach Antworten zu einer zuvor gestellten Frage (z.B. Chatgewitter: Jede:r gibt ihre bzw. seine Antwort in den Chat ein. Erst wenn alle mit der Eingabe fertig sind, wird „Senden“ gedrückt, so dass alle Beiträge gleichzeitig im Chat erscheinen.). Wenn die vor Ort Teilnehmenden aus der Pause zurück sind, gehen die online Teilnehmenden in Pause. Die vor Ort Teilnehmenden werten die gesammelten Antworten aus bzw. analysieren diese. Im Plenum werden dann die Auswertungen der vor Ort Teilnehmenden präsentiert und mit den online Teilnehmenden diskutiert.
Variante 2
Nach einem theoretischen Input durch die Lehrperson haben die online Teilnehmenden Pause. Die vor Ort Teilnehmenden sammeln Fragen zum Input. Wenn die online Teilnehmenden aus der Pause zurück sind, gehen die vor Ort Teilnehmenden in Pause. Die online Teilnehmenden recherchieren nun die Antworten auf die gesammelten Fragen. Im Plenum werden die Antworten präsentiert und gemeinsam diskutiert.
Grafiken zur Kleingruppenarbeit: Kerstin Heinz, CC BY-SA DE 3.0
[Notizen: Rolle der Studierenden erhöhte Eigenverantwortung, gemeinsame Verantwortung für den Erfolg der Veranstaltung]
In diesem Board finden Sie weitere Ideen für aktivierende hybride Lehre. Sie umfassen die Bereiche Gruppenorganisation, sozialer Rahmen und Interaktion: Zum Ideenboard
Battilana, Julie & Lee, Matthew (2014). Advancing Research on Hybrid Organizing. The Academy of Management Annals 8(1), 397-441, p. 400. DOI: 10.1080/19416520.2014.893615
Bower, Matt; Dalgarno, Barney; Kennedy, Gregor; Lee, Mark J. W. & Kenney, Jacqueline (2014). Blended Synchronous Learning - A Handbook for Educators. http://blendsync.org/handbook/ [Letzter Zugriff: 11.08.2022]
Gumm, Dorina & Hobuß, Steffi (2021). Hybride Lehre - Eine Taxonomie zur Verständigung. Impact Free - Journal für freie Bildungswissenschaftler 38. Zum Artikel...
Hastie, Megan, Hung, I-Chun, Chen, Nian-Shing & Kinshuk (2010). A blended synchronous learning model for educational international collaboration. Innovations in Education and Teaching International 47(1), 9–24. DOI 10.1080/02188791.2020.1766417
Zydney, Janet Mannheimer; McKimmy, Paul; Lindberg, Rachel & Schmidt Matthew (2019). Here or There Instruction: Lessons Learned in Implementing Innovative Approaches to Blended Synchronous Learning. TechTrends 63, 123–132. DOI: 10.1007/s11528-018-0344-z