Die Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit besteht aus mehreren Phasen: Die Schritte laufen allerdings selten in dieser scheinbar idealen Reihenfolge ab, sondern sie finden parallel und zum Teil mehrfach statt. Hole dir möglichst immer wieder Feedback ein und plane mehrere inhaltliche Überarbeitungsphasen ein.
Planen
- Thema finden
- Einlesen
- Fragestellung finden
- Anforderungen klären
- Forschungsmethode festlegen
- Zeitplan erstellen
Strukturieren
- Systematisch recherchieren
- Vorläufige Gliederung erstellen
- Feedback einholen
- Gliederung überarbeiten
Formulieren
- Stichpunkte zu den einzelnen Gliederungspunkten notieren
- Rohfassung schreiben
Überarbeiten
- Feedback einholen
- Inhaltlich überarbeiten
- Sprachlich überarbeiten
- Formalien an Anforderungen anpassen
- Korrekturlesen lassen
Schreiben scheint oft eine einsame, überforderende Beschäftigung zu sein. Das muss aber nicht so sein! Eine Vielzahl von Ressourcen unterstützen dich im Schreibprozess: Mitstudierende, Schreibgruppen, Lehrende, die Bibliothek, das Schreibzentrum und viele mehr.

Gute Texte unterscheiden sich von schlechten häufig nur darin, wie intensiv sie bearbeitet wurden. Plane mindestens ein Viertel bis die Hälfte deiner verfügbaren Zeit für die Überarbeitung ein.
Die Rohfassungen von Profis sehen vielleicht nicht anders aus als deine, aber diese überarbeiten sie gründlicher und häufiger.
Das Bietschorn-Modell (Ulmi, Bürki, Verhein & Marti, 2014) bietet sechs Kategorien, nach denen du deinen Text systematisch überarbeiten kannst:
- Inhalte: Sind Themen, Inhalte und Fragestellungen relevant und aufeinander abgestimmt? Ist das Dargestellte sachlich und fachlich richtig bzw. durch Literatur oder eigene Forschung belegt?
- Thematische Entwicklung: Ist der thematische Fokus ersichtlich und einheitlich? Ist das Thema nachvollziehbar entfaltet und gegliedert? Sind Titel und Überschriften aussagekräftig und stimmig?
- Informationsdichte und Quellenverweise: Entspricht das vorausgesetzte Maß an Vorwissen der Zielgruppe? Sind die Bezüge auf die Literatur präzise? Sind die Vorannahmen deutlich und Behauptungen als solche gekennzeichnet?
- Leseführung: Sind textstrukturierende Mittel wie Querverweise oder Zwischenzusammenfassungen zweckmäßig eingesetzt? Gibt es genügend Signale, damit die Lesenden verstehen, wie sich die einzelnen Textteile aufeinander beziehen? Sind Begriffe klar eingeführt, ggf. definiert und konsistent verwendet?
- Sprache: Sind die Sätze verständlich, prägnant und klar formuliert, und ist die Grammatik korrekt? Ist die Wortwahl angemessen? Sind Rechtschreibung und Zeichensetzung geprüft und korrigiert?
- Textsortenspezifische Anforderungen: Ist die eigene Position deutlich erkennbar? Wurden formale Vorgaben zur Gestaltung, zum Umfang, Zitieren und Literaturverzeichnis berücksichtigt? Wie beziehst du dich im Text auf dich selbst („ich“ / unpersönlicher Stil) – entspricht dies den Anforderungen des Textes und den Anforderungen deiner Dozierenden?
- Zerlege das gesamte Schreibprojekt in kleine Aufgaben: Gehe Schritt für Schritt vor und erhole dich, wenn du Zwischenziele erreicht hast. Setze dir Meilensteine.
- Erstelle einen Zeitplan: Zeit ist ein kritischer Faktor beim Schreiben, da es fast immer länger dauert als erwartet. Erstelle zu Projektbeginn einen Zeitplan und passe ihn in regelmäßigen Abständen der Realität an. Es kann helfen, wenn du dir feste Schreibzeiten in deine Woche einplanst. Vergiss dabei aber nicht, auch ausreichend Pausen einzuplanen.
- Beginne früh mit dem Schreiben: Oft zeigt sich erst beim Formulieren, wo du noch Lücken hast, weiter recherchieren musst, etwas nicht verstanden hast oder auch, dass du schon genug vorbereitet hast.
- Sprich mit anderen über deine Arbeit: Vielen fällt Sprechen leichter als Schreiben. Probiere aus, über dein Thema, deine Fragen, aber auch deine Zweifel und Knoten im Kopf zu sprechen. Dabei wird dir ggf. schneller klar, was genau du in einem Abschnitt deiner Arbeit sagen willst, und das formulieren fällt dir dann leichter.
- Frühzeitig Feedback einholen: Texte dienen der Kommunikation. Das heißt, erst die Lesenden können feststellen, ob du das, was du sagen willst, auch wirklich geschrieben hast. Zudem musst du bedenken: Deine Feedback-Gebenden haben unterschiedlich viel Zeit zu verschiedenen Zeiten. Plane also entsprechend viel Zeit dafür ein, bis du das Text-Feedback auch wirklich vor dir hast, womit du deinen Text dann auch noch überarbeiten musst.
Inwiefern ist eine Überarbeitung meiner Arbeit wichtig?
Eine gute Arbeit hängt mit der Intensität der Überarbeitung zusammen. Das Bietschorn-Modell kann dir helfen, deinen Text systematisch zu überarbeiten. Bevor ein Text fertig für die Abgabe oder gar für die Veröffentlichung ist, muss er sehr viele Überarbeitungsschleifen durchlaufen. Plane mindestens ein Viertel bis die Hälfte deiner verfügbaren Zeit für die Überarbeitung ein.
Wie fange ich an, meine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben?
Jeder Schreibprozess ist sehr individuell. Gerade am Anfang kann es helfen, wenn du zuerst Zeit in die Planung investierst. Dazu gehört auch immer, sich in das Thema einzulesen und mit den Anforderungen auseinanderzusetzen.
Der Artikel wurde veröffentlicht im November 2024 und zuletzt aktualisiert im November 2024.