Grundsätzlich gilt, wenn du indirekt zitierst, muss der Umfang des Zitats deutlich sein, d. h., es muss erkenntlich sein, wo das Zitat beginnt und wo es endet. Es genügt in der Regel nicht, einfach am Ende eines Absatzes oder eines Kapitels die Quelle zu nennen.

Wenn du keine Quelle nennst, wird davon ausgegangen, dass es sich entweder um unumstrittenes Grundwissen in diesem Fach handelt oder um deinen eigenen Gedanken.
Wenn du längere Passagen aus einer Quelle zitierst, wäre es zwar korrekt, aber nicht unbedingt schön oder üblich, die Quelle nach jedem Satz zu wiederholen. Im Folgenden zeigen wir dir daher einige weitere Möglichkeiten.
Du machst im Text, im Kurzbeleg oder in der Fußnote deutlich, dass sich dein Zitat auf einen längeren Abschnitt bezieht:
Beispiele:
- Die folgenden Ausführungen beruhen auf den Überlegungen von Müller et al. (2012, S. 11ff.), die davon ausgehen, dass …
- Der Inhalt des folgenden Abschnitts beruht im Wesentlichen auf Maier (1989, S. 50), der …
- Die folgende Darstellung lehnt sich an Maier (1989, S. 50) an.
- … (vgl. zu diesem Abschnitt Müller 2012, S. 11ff.).
- … (vgl. zum folgenden Abschnitt Müller 2012, S. 11ff.).
- Es folgt nun eine Zusammenfassung des Modells von Becker [87], das als Grundlage für Experiment A verwendet wurde.
Am Ende der paraphrasierten Ausführungen führst du dann noch einmal den Kurzbeleg an, z. B.: (Müller et al. 2012, S. 11ff.). So hast du den Umfang eindeutig gekennzeichnet.
Du kannst auch durch deine Wortwahl kenntlich machen, dass sich der Kurzverweis auf einen längeren Abschnitt bezieht.
Beispiele:
Die qualitative Methode der Gruppendiskussion wurde entwickelt, um die dynamische Entstehung von Meinungen zu erfassen (Lamnek, 2005, S. 103). Lamnek zufolge ist sie durch einen ausführlichen Leitfaden gekennzeichnet. Vorab werden Fragen formuliert und eine Reihenfolge festgelegt, in der verschiedene Themen diskutiert werden. Diese Methode habe ich in dieser Bachelor-Arbeit in geänderter Form umgesetzt. So haben die Gruppenmitglieder zum Beispiel vorab eine Online-Umfrage zu ihrer Lebenslage ausgefüllt.

In diesem Beispiel wird durch Formulierungen und die Quellenangabe deutlich, dass es sich bei den ersten drei Sätzen um die Wiedergabe einer Beschreibung von Lamnek handelt, und im vierten Satz die eigene Position beginnt („… habe ich in dieser Bachelorarbeit …“).
Du kannst die Autor*innen wiederholt nennen, damit im Text deutlich wird, dass es sich hierbei nicht um deine Gedanken handelt.
Beispiel:
Weinrich versucht in einem Aufsatz von 1995 die Frage nach der „Einheit der Wissenschaft“ zu beantworten und analysiert zu diesem Zweck zwei, was Umfang und disziplinären Hintergrund angeht, weit auseinander liegende wissenschaftliche Beiträge: Watsons und Cricks molekularbiologisches Paper aus dem Jahr 1953, das zur Erlangung des Nobelpreises geführt hat, und die kunstgeschichtliche Monografie von Frances A. Yates „The Art of Memory“ von 1966.
Weinrichs Analyse zufolge realisieren beide Beiträge einen „wissenschaftlichen Vierschritt“ (1995b, 160) in einer Abfolge von abgrenzbaren Textteilen. In jedem Textteil wird ein eigenes Konzept wissenschaftlicher Wahrheit bedient. Der erste Schritt behandelt den Stand der Forschung und erhält von Weinrich die Bezeichnung „Referenzwahrheit“. Der zweite Teil benennt die Forschungsergebnisse und berichtet, wie sie zustande gekommen sind.
Für ihn ist damit eine „Protokollwahrheit“ anzunehmen. Der dritte Schritt verzahnt die ersten beiden Teile, indem er die Ergebnisse vor dem Hintergrund anderer Forschungspositionen diskutiert. Ihm eignet eine argumentative Wahrheit, also eine „Dialogwahrheit“. Im letzten Schritt kommt es zu einem „Ausblick auf weitere Forschung“; Weinrich schlägt hier die „Orientierungswahrheit“ vor (1995b, 159ff.).
Literatur: Pohl, Thorsten (2007): Studien zur Ontogenese wissenschaftlichen Schreibens. Tübingen: Niemeyer, S. 493.
Wann können indirekte Zitate nützlich sein?
Indirekte Zitate sind nützlich, wenn es darum geht, die Gedanken der Autor*innen in eigenen Worten wiederzugeben, um deine Argumentation zu stützen.
Wie formuliere ich indirekte Zitate?
Bei indirekten Zitaten formulierst du das Gesagte in eigenen Worten, ohne dabei den Sinn zu verändern. Diesen Vorgang nennt man auch Paraphrasieren.
Der Artikel wurde veröffentlicht im Januar 2025 und zuletzt aktualisiert im Januar 2025.