Wer schreibt, wird irgendwann textblind. Die Stärken und Schwächen des eigenen Textes selbst zu erkennen, fällt schwer. Hier hilft Text-Feedback – eines der wichtigsten Werkzeuge im Schreibprozess. Durch wiederholtes Feedback entwickelt sich aber auch dein Schreiben weiter, weil es dir immer besser gelingt, dich in die Lesenden hinein zu versetzen. Nicht zuletzt stärkt Feedback die Motivation, den Text zu überarbeiten oder weiterzuschreiben.
Um unvoreingenommen prüfen zu können, wird sich deine Betreuungsperson üblicherweise die Arbeit nie komplett im Vorfeld durchlesen. Daher wird auch häufig in den letzten drei bis vier Wochen vor Abgabe der Arbeit kein Abstimmungstermin mit den Prüfenden stattfinden. Vielleicht darfst du stattdessen frühzeitig eine Leseprobe vorlegen.
Lass dich bei der Überarbeitung deines Textes durch fachlich versierte sowie fachfremde Personen unterstützen. Mitstudierende, Lehrende sowie Kolleginnen und Kollegen in Unternehmen können die fachliche Richtigkeit, Logik und Nachvollziehbarkeit prüfen, während fachfremde Personen eher auf Verständlichkeit und auf formale Punkte achten können.

Gib deinen Feedbackgebenden konkrete Aufträge, worauf diese bei der Durchsicht besonders achten sollen. Kläre vorab, wann sie Zeit dafür haben und wieviel Zeit pro Korrektur notwendig ist. Außerdem solltest du fragen, in welcher Form die Person deine Arbeit haben möchte – ausgedruckt oder elektronisch.
- Einen guten Rahmen schaffen: Feedback funktioniert gut von Angesicht zu Angesicht, in einem vertraulichen, entspannten Rahmen. Besteht bereits ein vertrauensvolles Verhältnis, kann auch schriftliches Feedback gelingen.
- Nach Feedbackwünschen fragen: Feedback lässt sich leichter geben, wenn du genau weißt, was dein Gegenüber wünscht. Frage auch nach dem Kontext – welches Ziel soll mit dem Text erzielt werden? In welcher Schreibphase befindet sich dein Gegenüber?
- Mit etwas Positivem beginnen: Es ist immer schöner, erst mal etwas Positives zu hören. Und es findet sich in jedem Text etwas, das du loben kannst – sei es inhaltlich, Rechtschreibung und Interpunktion, klare Formulierungen, die Fragestellung oder die Gliederung. Gut ist es auch, nochmal mit etwas Positivem zu enden.
- Konkret formulieren: Feedback sollte sich auf konkrete Textstellen beziehen.
- Andere Perspektiven aufzeigen: Bewerte konkrete Textstellen aus deiner Sicht. Benenne Stärken und Schwächen im Text möglichst präzise.
- Ich-Botschaften formulieren: Feedback lässt sich leichter annehmen, wenn du Ich-Formulierungen verwendest: z. B. „Ich habe hier nicht verstanden, …“
- Deine Feedbackwünsche mitteilen: Feedback lässt sich leichter geben, wenn dein Gegenüber genau weißt, was du dir wünscht. Skizziere auch den Kontext – welches Ziel soll mit dem Text erzielt werden? In welcher Schreibphase befindest du dich?
- Offen sein, aber auch kritisch: Akzeptiere das Feedback als eine Perspektive auf deinen Text. Sei offen, höre zu, frage nach. Aber hinterfrage auch, ob die Kritik gerechtfertigt ist. Du musst nicht alles annehmen – du bist die bzw. der Schreibende und entscheidest, was du umsetzen möchtest und was nicht.
- Nachfragen: Nutze die Gelegenheit, dass da eine Person ist, die deinen Text gelesen hat. Stelle Fragen zu allem, was du wissen möchtest. Z.B. „Wie findest du den Titel?“
- Sich nicht rechtfertigen, aber durchaus ein Gespräch zulassen: Indem du mündlich formulierst und erklärst, was du eigentlich sagen wolltest, entwirfst du schon deine Überarbeitung. Sprechen ist eine Vorstufe des Schreibens, deswegen nutze die Chance, über deine Inhalte und Schreibziele ins Gespräch zu kommen.
- Schreibtutorinnen und Schreibtutoren: Eher für fachübergreifendes, exemplarisches Feedback. Mögliche Feedback-Aufträge: Ist der rote Faden erkennbar? Sind Formulierungen verständlich?
- Mitstudierende, Lehrende, Kolleginnen und Kollegen aus Unternehmen: Eher für fachliches, inhaltliches Feedback, z.B.: Ist die Fragestellung angemessen? Habe ich die wesentliche Literatur zitiert?
- Freundinnen, Freunde und Verwandte: Eher für sprachliches Feedback. Vielleicht kennt sich jemand besonders gut mit Rechtschreibung und Zeichensetzung aus?
- Wozu brauche ich Feedback? Schwerpunkte setzen: Inhalt, Sprache, Formalien etc.?
- Wann brauche ich Feedback? Regelmäßig, punktuell, nur am Ende/Anfang des Schreibprojekts, und bis wann?
- Wen bitte ich um Text-Feedback? Frage ruhig mehrere Personen für verschiedene Feedback-Aufträge an.
- Wann setze ich das eingeholte Feedback um? Plane entsprechende Schreibzeiten ein.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für Text-Feedback?
Der richtige Zeitpunkt für Text-Feedback ist fast immer! Du kannst dir Feedback holen auf die Fragestellung, auf eine vorläufige Gliederung und auf Entwürfe in allen Stadien der Textentwicklung. Die meisten Menschen holen sich Feedback erst dann, wenn es eigentlich zu spät ist: wenn sie keine Zeit oder keine Lust mehr auf die Überarbeitung haben. Hole dir Feedback in verschiedenen Phasen deines Schreibprozesses.
Wie formuliere ich konstruktives Text-Feedback?
Beziehe dich möglichst auf den Feedback-Auftrag, formuliere konkret und immer mit Ich-Aussagen.
Was mache ich, wenn ich negatives Text-Feedback bekommen habe?
Negatives Text-Feedback kann manchmal schwer anzunehmen sein. Am besten erstmal darüber schlafen, das Feedback eine Weile liegen lassen und dann mit klarem Kopf Punkt für Punkt bearbeiten: Welche Kritik ist gerechtfertigt und nehme ich an, was mache ich damit, an welchen Stellen bin ich anderer Ansicht?
Der Artikel wurde veröffentlicht im Dezember 2024 und zuletzt aktualisiert im Dezember 2024.