Eine Aufzeichnung von aktuellen Lehreinheiten kann Wissen auch für nachfolgende Module nutzbar machen. Besonders geeignet sind Grundlagenmodule, da sich die Inhalte nicht stetig ändern und somit Anpassungen nötig sind. Dabei ist zu beachten, dass die Anforderungen für eine Aufzeichnung je nach Art der Lehrveranstaltung und deren Inhalte unterschiedlich sein können. Wichtig ist ebenfalls, dass die Videos didaktisch sinnvoll in die synchrone Lehrveranstaltung oder in eine asynchrone Lernphase integriert werden.
Anforderungen und Lösung
Die Anforderungen zur Aufzeichnung für die Lehreinheiten von Herrn Schötteler (Doktorand) zu den Themen „Social Networks, Social Network Theory sowie Social Network Analysis“ innerhalb des Moduls „Soziale Netzwerkanalysen“ im Master Informatik, Wirtschaftsinformatik, Medieninformatik – geleitet von Frau Prof. Dr. rer. pol. Schuhbauer – waren die folgenden:
- Die Aufzeichnung der Lehrveranstaltung benötigt verschiedene Setups, darunter die Aufnahme der Person für den Vortrag und die Erläuterungen,
- das Einblenden der Person während der Folienübertragung,
- das separate Einblenden von Folien,
- das Abfilmen von Rechnungen an der Tafel oder dem Papier.
Die erarbeitete Lösung ermöglicht es zeitgleich die Person, die Präsentation sowie Rechnungen auf Papier aufzuzeichnen.
Dies wurde gelöst durch:
- die Aufzeichnung der Person durch zwei Kameras (Abfilmen des Vortrags),
- das Abfilmen von Rechnungen auf Papier mit einer Dokumentenkamera,
- das Aufzeichnen der Bildschirmpräsentation synchron zum Vortrag.
Die daraus entstandenen Aufnahmequellen werden anschließend in der Postproduktion innerhalb der Schnittsoftware Adobe Premiere Pro (alternativ Camtasia) zusammengefügt.
Für dieses Projekt wurde die externe Agentur „Lichtschreiber“ engagiert. Diese übernahm den Dreh sowie die Postproduktion der Aufzeichnungen.
Im Folgenden wird die Umsetzung – von der Vorbereitung und Planung, Aufbereitung der Inhalte, der Dreh sowie die Postproduktion – näher erläutert.
Die Umsetzung
Vorbereitung und Planung
Folgende Fragen wurden bei der Planung berücksichtigt:
- Welche Settings werden für die Aufnahmen benötigt? Was soll gezeigt werden?
- Welches Equipment wird dafür benötigt? Steht bereits Equipment zur Verfügung oder kann etwas geliehen werden?
- Ist ein spezieller Raum für die Aufnahmen notwendig?
- Wird Unterstützung bei der Bedienung der Technik benötigt?
- Gibt es ein Budget?
- Welche Layouts für die späteren Videos sind gewünscht? (Gleichzeitig Tafelbild/Folie und Person, Person allein, Tafel/Folie allein, Dokumentenkamera, Titelfolie, möglicher Abspann, etc.)
- Zeitlichen Ablauf planen und Puffer einrechnen.
Aufbereitung der Inhalte
Damit die Vorlesungsinhalte auch in der Aufnahme gut lesbar sind, wurden hierfür grafische Folien im Power-Point-Format erstellt. Dabei wurden lange Fließtexte und kleine Schriftgrößen vermieden, damit die Studierenden alle Inhalte auch auf kleineren Videoplayern visuell gut überblicken können.
Für das finale Video, in dem verschiedene grafische Layouts verwendet werden, wurde bei der Präsentation darauf geachtet, dass keine wichtigen Inhalte auf der unteren rechten Seite platziert sind. Hier soll das Videobild des Vortragenden überlappend zu der Folie im Bereich der Videobildfläche eingefügt werden.
Für eine flüssige Präsentation wurde auf eine klare, komprimierte Dramaturgie innerhalb der einzelnen Abschnitte geachtet und Stichpunkte zu dem Vortrag, der Power-Point-Präsentation oder der Rechnung notiert.
Die Vorlesungsreihe sah fünf Vorlesungen vor, die jeweils in einem eigenen Video abgedreht wurden.
Vorbereitung des Drehs
Um eine professionelle Audio- und Videoqualität sowie visuellen Abwechslungsreichtum sicherzustellen, wurden für den Dreh verschiedene Komponenten zur Aufzeichnung vorbereitet:
- Die Auswahl des Raums. Hier wurde auf eine saubere und ruhige Umgebung geachtet. Falls separat ausgeleuchtet wird, sollte der Raum zudem mit Rollos ausgestattet sein, die es ermöglichen den Raum vor einfallendem Licht abdunkeln zu können.
- Es wurden für den Dreh zwei Kameras aufgestellt. Eine für die Nahaufnahme des Vortragenden sowie eine zweite Kamera, die parallel die Person in einer etwas weiteren Größe aufzeichnet. Dies ermöglicht neben mehr Abwechslung durch das hin- und herschneiden zwischen den beiden Kameraeinstellungen auch ein leichteres Kaschieren von Fehlern im Schnitt. Denn so kann vermieden werden, in der gleichen Kameraeinstellung zu schneiden und so einen unlogischen zeitlichen „Sprung“, fachlich: Jump Cut, zu erzeugen.
- Als Kameras dienten zwei baugleiche Camcorder von Canon aus dem Equipment-Verleih. (Eine Liste finden Sie am Ende des Artikels).
- Um die Sprache sauber aufzuzeichnen, wurde Herr Schötteler mithilfe eines Audiofunksystems mit Lavalier-Mikrofon ausgestattet; der Empfänger des Systems wurde mittels XLR-Schnittstelle in eine der Kameras eingespeist und ersetzte damit das interne Kameramikrofon, welches durch den Abstand zum Vortragenden nur eine deutlich schlechtere und schwer verständliche Sprachqualität hätte liefern können.
- Zusätzlich wurde eine Dokumentenkamera eingesetzt, welche per USB an dem Laptop von Herrn Schötteler angeschlossen wurde. Das Signal wurde über das kostenfreie Programm OBS aufgezeichnet.
- Um den Aufwand im Schnitt, die Folien händisch zu synchronisieren, zu minimieren, wurde das Vollbild aus Power-Point über einen externen Rekorder (Atomos Shogun) via HDMI-Ausgang des Laptops aufgezeichnet.
- Schließlich wurde der Vortragende vor allem direkt von vorne, aber für eine räumlichere Bildgestaltung auch von hinten beleuchtet. Nicht zuletzt ermöglichte die Beleuchtung neben einer professionelleren Bildwirkung auch eine gewisse Unabhängigkeit von außen einfallendem Licht und damit auch eine Konsistenz in Helligkeit und Kontrast des Kamerabilds.
Der Dreh vor Ort
Jede Vorlesungseinheit hatte eine Länge von ca. 30 Minuten. Für den Dreh wurden etwa je Einheit zwei Stunden benötigt. Zusammen mit Auf- und Abbau dauerte die gesamte Videoproduktion etwa anderthalb Arbeitstage.
Während dem Dreh wurden holprige Abschnitte wiederholt und ggf. Inhalte bei einer Wiederholung anders zusammengefasst, damit eine klare und stringente Lernerfahrung für die Zuschauer ermöglicht wird.
Alle Kameras und Rekorder wurden manuell gleichzeitig gestartet, um den Aufwand der Synchronisation aller Bilder später im Schnitt so gering wie möglich zu halten. Dabei liefen die Kameras ungeachtet möglicher Fehler bis zum Ende der jeweiligen Vorlesungseinheit durchgehend.
Für die Postproduktion ist es hilfreich ein Aufnahmeliste zu führen, die zum Beispiel notiert, welche Aufnahmen gelungen sind, um später im Schnitt direkt auf diese zuzugreifen. Zusätzlich können der Liste auch die Dateibenennungen der Kameraaufnahmen hinzugefügt werden.
Alle Daten wurden schließlich mittels eines Laptops auf zwei externe Festplatten redundant kopiert, um Datenverlusten vorzubeugen.
Postproduktion
Für die Nachbearbeitung wurde Premiere Pro – ein Schnittprogramm von Adobe – genutzt.
Zunächst wurden alle Medien importiert und nach der jeweiligen Vorlesungseinheit in eigene Ordner sortiert. Jede Vorlesungseinheit bekam zudem eine eigene Sequenz mit Zielauflösung und Framerate (fullHD, 25 Bilder pro Sekunde).
Im nächsten Schritt mussten die verschiedenen Spuren synchronisiert werden, sodass sie, in der Zeitleiste der jeweiligen Sequenz übereinander liegen. Als Quellen dienten:
- die Kamera mit Ton des Ansteckmikrofons,
- die zweite Kamera,
- die Power-Point-Folien sowie
- die Dokumentenkamera.
Anschließend wurden die verschiedenen Layouts angelegt, die als Vorlage für alle Videoeinheiten dienen sollten:
- Vortragender im Vollbild
- Vortragender klein im unteren rechten Bild mit Präsentationsfolien im Fokus
- Präsentationsfolien im Vollbild
- ein spezielles Layout mit der Dokumentenkamera im Fokus sowie Ausschnitte der Folien und dem Vortragenden jeweils klein im Bild
Um den einzelnen Videos ein einheitliches Erscheinungsbild zu geben, wurden weitere grafische Elemente erstellt, darunter:
- ein grafischer Hintergrund, auf dem die einzelnen Elemente der Layouts (Kamerabilder, Folien) platziert werden konnten.
- ein kurzes grafisches und musikalisches Intro als Einleitung für alle Videos.
Anschließend konnte der Schnitt beginnen, indem die verschiedenen Layouts – nach bester Eignung – abgewechselt wurden.
Dabei wurden Versprecher, Schmatzer oder wiederholte Abschnitte entfernt und etwa beim Umschalten auf die Dokumentenkamera zusätzlich Zeit gerafft, mit dem Ziel, alles Unnötige aus den finalen Videos herauszuhalten.
Zuletzt wurden die Kamerabilder, die den Vortragenden zeigen, einer simplen Farbkorrektur unterzogen.
Das Audio wurde spurweise via Dynamik-Filter komprimiert, um eine einheitliche Lautheit zu gewährleisten und störende Frequenzen via EQ (Equilizer) entfernt. Der Export erfolgte schließlich in fullHD bei einer Bitrateneinstellung von 2-VBR mit 6-14 Mbit/s und 320kbit/s AAC-Audio in Stereo.
Ergebnis
Entstanden sind somit 5 Videoeinheiten zu ca. 30 Minuten. Diese lassen sich sowohl in einer Lehrveranstaltung oder auch asynchron in einer Selbstlernphase (bspw. Inverted Classroom) nutzen. Um diese mit wenig Performancelast auf Moodle zur Verfügung zu stellen, können diese über THN Mediasharing (Zugang nur über die Ohm) hochgeladen und per Einbettung in einen Moodlekurs integriert werden.
Checkliste
Was es für das Setting braucht:
- Moderner und ruhiger Raum
- Aufzeichnung der Folien
- Laptop
- Eine*n Vortragende*n
- Person für die Bedienung des Equipments
Equipment aus dem Verleih für Lehrende:
- 2x Kamerarucksack (Canon XA40, Sennheiser Funkstrecke, LED Kopflicht, 1x Speicherkarte)
- 2x Videostativ (Velbon)
- 1x Dokumentenkamera
- 4x SD Speicherkarte (128gb)
- 4x Verlängerungskabel / 3fach‐Stecker
- 8x AA Akkus + AA 8fach‐Ladegerät
- SD Kartenleser
Equipment ggf. extern geliehen:
- Lichter
- Shogun zum Abfilmen der Präsentation
Software:
- Adobe Premiere Pro (alternativ Camtasia)
- OBS Studio
Inhalte:
- Präsentationen
- Block oder Tafel
- Notizen zur Lehrveranstaltung
Der Beitrag wurde veröffentlicht im August 2023 und zuletzt aktualisiert im August 2023.