Das Teaching Analysis Poll (TAP) bietet die Möglichkeit eine qualitative Zwischenevaluation im Laufe des Semesters durchzuführen. Lehrende erhalten Feedback darüber, welche Aspekte der Lehrveranstaltung ihre Studierenden besonders positiv bewerten und welche noch verbessert werden könnten. Die Ergebnisse eines TAPs bieten anschließend eine gute Grundlage für einen Dialog zwischen Lehrenden und Studierenden. Im Folgenden stellen wir eine Best-Practice-Erfahrung der Vorlesung Objektorientierte Programmierung von Prof. Dr. Ingo Scholz an der TH Nürnberg vor, um den Nutzen eines TAP zu verdeutlichen.
Hintergrund
Im Rahmen der Vorlesung „Objektorientierte Programmierung“ mit ca. 40 Studierenden wurden zum Sommersemester 2024 Veränderungen vorgenommen und daher wollte Prof. Scholz frühzeitig herausfinden, welche Elemente der Veranstaltung bereits gut funktionieren und in welchen Bereichen Anpassungen sinnvoll wären. Ziel war es, die Durchfallquote bei den Abschlussprüfungen zu senken und Studierendenzufriedenheit zu erhöhen.
Vorbereitung
Zwei Monate nach Semesterbeginn wurde eine TAP-Sitzung in Zusammenarbeit mit der Lehr- und Kompetenzentwicklung organisiert. Die Veranstaltung war bereits gut strukturiert und der Dozent hatte ein starkes Interesse an der Optimierung der zur Vorlesung gehörenden Praktika und Übungen, um den Studierenden eine noch bessere Lernerfahrung zu bieten.
Durchführung
Marina Leipold, Referentin für Hochschuldidaktik im Bereich der Lehr- und Kompetenzentwicklung führte die Teaching Analysis Poll durch. Die Durchführung dauerte insgesamt etwa 30 Minuten und fand während der regulären Vorlesungszeit statt, ohne Anwesenheit des Dozenten, um den Studierenden eine offene Kommunikation zu ermöglichen.
Ablauf des TAP
1. Gruppenarbeit: Die Studierenden wurden in kleine Gruppen aufgeteilt und diskutierten drei zentrale Fragen:
- Wodurch lernen Sie am meisten
- Was erschwert Ihr Lernen?
- Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie
2. Konsensbildung: Nach einer kurzen Diskussion in den Gruppen präsentierten sie ihre wichtigsten Ergebnisse. Die Moderatorin sammelte die Rückmeldungen und fasste diese zusammen, um einen Konsens zu den Themen zu ermitteln.
3. Rückmeldung: Nach der Auswertung erhielt der Dozent von der Moderatorin ein anonymisiertes und strukturiertes Feedback.
Ergebnisse
Die Rückmeldungen ergaben ein klares Bild:
Die Studierenden lobten die praxisnahen Programmierbeispiele, die Möglichkeit für Übungen und die Fachkompetenz des Dozenten, die den Transfer von Wissen in die Praxis erleichterten. Einige Studierende wünschten sich mehr Feedback zu den Übungsaufgaben, um einzelne Lösungsschritte besser nachvollziehen zu können.
Fazit und Vorteile
Durch die Teaching Analysis Poll hat Prof. Scholz gezielt und schnell einen Einblick zu den vorgenommenen Veränderungen der Lehrveranstaltung aus Studierendensicht erhalten. Die methodische Struktur der TAP ermöglichte es, konkrete und umsetzbare Rückmeldungen zu sammeln, ohne dass es zu einem klassischen „Meckern“ kam. Dies führte nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit, sondern auch zu einem verbesserten Lernerfolg.
„Gerade als neuberufener Professor mit wenig praktischer Erfahrung in der Lehre ist es mir sehr wichtig, zu erfahren, wie meine Lehrveranstaltungen angenommen werden. Die üblichen Methoden der Vorlesungsevaluation über Online-Befragungen sind mir allerdings zu starr und wenig fokussiert. Das Angebot der LeKo aus einer Infoveranstaltung im April, ein Teaching Analysis Poll in einer meiner Vorlesungen durchzuführen, war daher genau der richtige Ansatz für mich. Damit bekam ich ein strukturiertes Feedback zu meiner Vorlesung und konnte sehr genau die Punkte identifizieren, die in Zukunft verbessert werden müssen.“
Die TAP ist ein wertvolles Instrument, um Studierende aktiv in den Gestaltungsprozess von Lehrveranstaltungen einzubeziehen und die Lehre bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Lehrende der TH Nürnberg können somit flexibel auf das Lernverhalten und die Anforderungen ihrer Studierenden reagieren, was langfristig die Qualität der Lehre steigert.
Der Beitrag wurde veröffentlicht im Februar 2025.