In diesem Praxisbeispiel erfahren Sie, wie sie mit einem Selbstlernkurs auf dem E-Learning-Portal die praxisnahe und individuelle Erarbeitung von Grundlagenwissen auch in großen Gruppen fördern können. Dabei kann der Selbstlernkurs sowohl zur Vor- als auch Nachbereitung einer Vorlesung dienen. Zudem erhalten Sie Tipps zur Technik und Erstellung von Screencasts.
Die Herausforderung
Praxisnahes Grundlagenwissen wird am besten individuell erarbeitet und eingeübt. Oft passen die verfügbare Zeit und die Gruppengröße einer Veranstaltung aber nicht zu diesem Ziel.
Wie sieht das Gesamtkonzept aus?
Die ca. 60-80 Studierenden haben 1 SWS Vorlesung im Hörsaal als Doppelstunde alle zwei Wochen, abwechselnd mit 1 SWS Tutorium im Rechnerraum ebenfalls als Doppelstunde alle zwei Wochen.
Zur Unterstützung der Taktung aus Vorlesung und Tutorium wurde ein Selbstlernkurs auf dem E-Learning-Portal aufgebaut, auf dem die zu vermittelnden Inhalte zum größten Teil als Screencasts (3-5 Minuten Dauer) dargestellt sind. Der E-Learning-Kurs dient sowohl zur Vor- als auch zur Nachbereitung der Vorlesung. Der Kurs ist hier zu erreichen (Passwort: „CAD“)
…und das funktioniert?
Das Konzept wird von den Studierenden bislang sehr gut angenommen. Das vorgestellte Konzept erwies sich als sehr gut geeignet, um Lehrinhalte wie das Herangehen an die Bauteilmodellierung und die Anwendung der Software zu vermitteln. Studierende können die Screencasts für ihr persönliches Lerntempo verwenden und auch Inhalte wiederholen oder überspringen.
Die Aktivitäts-Auswertungen im E-Learning-Portal zeigten im Sommersemester 2018 eine regelmäßige Aktivität von ca. 40 Studierenden (im Semester immatrikuliert: 68, 1. Studiensemester!). Da der Kurs anscheinend auch von Studierenden höherer Semester genutzt wird, waren zeitweise 117 Studierende eingeschrieben. Im Juni 2018 fanden über 600 Zugriffe pro Woche von Studierenden statt. Im Sommersemester 2019 stieg die Zahl der Zugriffe von ca. 600 Zugriffen pro Woche im Februar auf 4.500 Zugriffe pro Woche im Juni an.
Die Evaluation der LV im Sommer 2018 ergab bei der Frage nach der Nützlichkeit der Videos im E-Learning-Portal bei 78% der Teilnehmer die beste Bewertung. 70% der Teilnehmer geben an, das E-Learning-Portal einmal pro Woche oder öfter zu nutzen. Der selbst eingeschätzte Wissensgewinn wurde 68% der Teilnehmer als „groß“ oder „sehr groß“ angegeben.
Die Möglichkeit zum Online-Lernen wirkt sich scheinbar auch auf die Anwesenheit in den Präsenzveranstaltungen aus: Während in der Vorlesung (abhängig von der Lage im Stundenplan) meist ca. 30 Studierende anwesend waren, wurde das Tutorium durchweg sehr schlecht besucht.
Tipps zur Technik
Ganz wichtig: guter Ton
Bei Screencasts spielt der Ton eine sehr wichtige Rolle. Daher ist ein hochwertiges Mikrofon unbedingt notwendig. In dem hier vorgestellten Projekt kamen USB-Kondensator-Mikrofone von Conrad Electronic (www.conrad.de) und auna (www.auna.de) zum Einsatz. Vor allem die Komplettpakete von Auna mit Mikrofon, Popschutz, Spinne und Tischstativ sind ein sehr guter Kompromiss aus Preis und Leistung (im Set ca. 70 €). Ergänzt wurden die Mikrofone mit einem selbst hergestellten kleinen Schallschutz für ca. 5 € (sonst >50 €).
Einfache Aufnahme-Software: Screenpresso
Zur Aufnahme der Screencasts erschien die Standard-Software „Camtasia“ (165 €) bei Projektbeginn als zu teuer. Daher wurde für die Aufnahmen der Screenrecorder „Screenpresso“ (29 €) verwendet (www.screenpresso.com). Bei regelmäßiger Erstellung von Screencasts ist aber Camtasia mit seinen Schnittmöglichkeiten auf jeden Fall zu empfehlen.
Maus gut visualisieren: SpotOnTheMouse
Mit dem Programm „SpotOnTheMouse“ (15 €) ist für die Zuschauer sowohl im Screencast als auch in der Vorlesung die Maus immer gut zu sehen. Gedrückte Tasten werden mit dargestellt und erleichtern so das Nachvollziehen der Aktionen. www.markuswelz.de/software/index_de.html
„Whiteboard Animations“ leicht gemacht: mysimpleshow
Als Eyecatcher wurde ein Einführungsvideo im „Scribble“-Stil an den Beginn des E-Learning-Kurses gesetzt. Die Software für die Erzeugung dieser Videos ist oft extrem teuer. Die Firma Simpleshow Gmbh aus Berlin stellt Hochschulen einen nur leicht begrenzten Funktionsumfang kostenlos zur Verfügung. www.mysimpleshow.com
Der Beitrag wurde veröffentlicht im Juli 2021 und zuletzt aktualisiert im August 2022.